Grundsätzlich kann jeder eine Ohrenentzündung bekommen. Kinder betrifft diese Erkrankung jedoch weit häufiger als Erwachsene. Fünf von sechs Kindern erkranken bis zu ihrem dritten Geburtstag mindestens einmal an einer Mittelohrentzündung. Tatsächlich ist sie einer der häufigsten Gründe, warum Eltern ihr Kind in unser PREVIMED – Gesundheitsforum für Kinder- und Jugendmedizin bringen. Der wissenschaftliche Name für eine Mittelohrentzündung lautet Otitis media (OM). In diesem Artikel wollen wir Ihnen viele Informationen an die Hand geben, die Eltern rund um diese Erkrankung wissen sollten.

1. Was ist eine Mittelohrentzündung?

Eine Mittelohrentzündung ist eine schmerzhafte Entzündung der Schleimhaut des Mittelohrs, die in der Regel durch Bakterien und Viren verursacht wird, die über die Ohrtrompete aus dem oberen Nasenrachenraum aufsteigen. Durch die Abflussbehinderung von Sekret über die Eustachische Röhre und der damit verbundenen Belüftungsstörung sammelt sich in der Regel Flüssigkeit im Mittelohr an. Dies führt zu einer Drucksteigerung im Mittelohr und damit zu starken Schmerzen.

2. Was sind die Symptome einer Mittelohrentzündung?

Es gibt drei Haupttypen von Mittelohrentzündungen. Jede hat eine andere Kombination von Symptomen.

  • Die akute Otitis media (AOM) ist die häufigste Mittelohrentzündung. Teile des Mittelohrs sind infiziert und geschwollen, und hinter dem Trommelfell sammelt sich Flüssigkeit. Aufgrund der Druckentwicklung im Mittelohr entsteht ein starkes Schmerzgefühl im Ohr. Ihr Kind kann auch Fieber haben.
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  • Eine Mittelohrentzündung mit Erguss (OME) tritt manchmal auf, wenn eine Mittelohrentzündung bereits abgeklungen ist und sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell staut. Ein Kind mit OME muss nicht zwingend   Symptome aufweisen. Mit einem speziellen Instrument (Otoskop) können wir die Beschaffenheit des Trommelfells erkennen und überprüfen, ob sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell befindet.
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  • Von einer chronischen Otitis media mit Erguss (COME) sprechen wir, wenn Flüssigkeit über einen längeren Zeitraum im Mittelohr verbleibt oder immer wieder zurückkehrt, obwohl keine Infektion vorliegt. COME erschwert es Kindern, neue Infektionen zu bekämpfen, und kann auch ihr Gehör stark beeinträchtigen.

 

Symptome einer Mittelohrentzündung

3. Woran erkenne ich, ob mein Kind eine Mittelohrentzündung hat?

Die meisten Mittelohrentzündungen treten bei Kindern auf, bevor sie sprechen gelernt haben. Wenn Ihr Kind noch nicht alt genug ist, um zu sagen: “Mein Ohr tut weh”, sollten Sie auf einige Dinge achten:

  • Das Kind fasst sich häufig ans Ohr. Selbst leichtes Ziehen kann einen starken Schmerz auslösen.

  • Unruhe und Weinen

  • Fieber (besonders bei Säuglingen und jüngeren Kindern)

  • Unruhiger Schlaf

  • Flüssigkeitsaustritt aus dem Ohr

  • Ungeschicklichkeit oder Probleme mit dem Gleichgewicht

  • Schwierigkeiten beim Hören oder Reagieren auf leise Geräusche

4. Hintergrund Mittelohrentzündung – wie ist das Ohr aufgebaut?

Das Ohr besteht aus drei großen Teilen:

Das äußere Ohr, auch Ohrmuschel genannt, umfasst alles, was wir von außen sehen – die gebogene Ohrmuschel, die zum Ohrläppchen hinunterführt -, aber auch den Gehörgang, der an der Ohrmuschelöffnung beginnt und bis zum Trommelfell reicht. Das Trommelfell ist eine Membran, die das äußere Ohr vom Mittelohr trennt.

Das Mittelohr, in dem Ohrinfektionen auftreten, befindet sich zwischen dem Trommelfell und dem Innenohr. Im Mittelohr befinden sich drei winzige Knochen namens Hammer, Amboss und Steigbügel, die Schallschwingungen vom Trommelfell an das Innenohr übertragen. Die Knochen des Mittelohrs sind von Luft umgeben.

Das Innenohr enthält das Labyrinth, das uns hilft, unser Gleichgewicht zu halten. Die Hörschnecke, ein Teil des Labyrinths, ist ein schneckenförmiges Organ, das die Schallschwingungen aus dem Mittelohr in elektrische Signale umwandelt. Der Hörnerv leitet diese Signale von der Hörschnecke zum Gehirn weiter.

Auch andere nahe gelegene Teile des Ohrs können an Ohrinfektionen beteiligt sein.

Die Eustachische Röhre (Ohrtrompete) beispielsweise ist ein kleiner Durchgang, der den oberen Teil des Rachens mit dem Mittelohr verbindet. Ihre Aufgabe ist es, das Mittelohr mit Frischluft zu versorgen, Flüssigkeit abzuleiten und den Luftdruck zwischen Nase und Ohr konstant zu halten. Adenoide, umgangssprachlich als Polypen bezeichnet, sind kleine Gewebepolster, die sich oberhalb des Rachens und in der Nähe Öffnung der Eustachischen Röhren befinden. Adenoide bestehen hauptsächlich aus Zellen des Immunsystems. Sie wehren Infektionen ab, indem sie Bakterien und Viren abfangen, die durch den Mund und die Nase eindringen.

5. Was verursacht eine Mittelohrenentzündung?

Eine Mittelohrenentzündung wird in der Regel durch Bakterien und Viren verursacht und beginnt oft, nachdem ein Kind Halsschmerzen, eine Erkältung oder eine andere Infektion der oberen Atemwege hatte. Wenn die Keime aus den oberen Atemwegen in das Mittelohr aufsteigen, können sie sich im Mittelohr ausbreiten. Aber auch virale Infektionen der oberen Atemwege, wie z. B. eine banale Erkältung, können dazu führen, dass Bakterien von der mikrobenfreundlichen Umgebung angezogen werden und als Sekundärinfektion in das Mittelohr gelangen. Aufgrund der Infektion sammelt sich hinter dem Trommelfell Flüssigkeit an, die wegen der angeschwollenen Schleimhaut der Ohrtrompete nicht gut abfließen kann.

6. Warum sind Kinder häufiger von Ohrentzündungen betroffen als Erwachsene?

Es gibt mehrere Gründe, warum (Klein-)Kinder häufiger an Ohrinfektionen erkranken als Erwachsene.

Die Rachenmandeln (Polypen/Adenoide) werden aktiviert und versuchen die Keime zu bekämpfen. Dabei vergrößern sich die Rachenmandeln und führen zu einer Belüftungsstörung des Mittelohrs. Dies wiederum begünstigt Mittelohrinfektionen und die Bildung eines Mittelohrergusses mit einhergehender Hörminderung.

Das ist die häufigste Ursache für chronisch verlaufende Mittelohrerkrankungen im Kleinkindalter.

Die Eustachischen Röhren sind bei Kindern kleiner und flacher als bei Erwachsenen. Dies erschwert den Abfluss von Flüssigkeit aus dem Ohr, selbst unter normalen Bedingungen. Wenn die Eustachischen Röhren aufgrund einer Erkältung oder einer anderen Atemwegserkrankung geschwollen oder mit Schleim verstopft sind, kann die Flüssigkeit nicht abfließen und es entsteht ein Druck im Ohr.

Das Immunsystem eines (Klein-)Kindes ist nicht so effektiv wie das eines Erwachsenen, da es sich noch in der Entwicklung befindet. Diese Situation macht es für Kinder schwieriger, Infektionen zu bekämpfen. Als Teil des Immunsystems reagieren die Adenoide auf Bakterien und Viren, die durch Nase und Mund eindringen.

7. Wie diagnostizieren wir eine Mittelohrentzündung?

Als Erstes befragen wir Sie ausführlich zum Gesundheitszustand Ihres Kindes. Hatte Ihr Kind in letzter Zeit eine Erkältung oder Halsentzündung? Hat es Probleme beim Schlafen? Zieht es an seinen Ohren? Wenn eine Mittelohrenentzündung wahrscheinlich ist, können wir dies am einfachsten feststellen, indem wir mit einem beleuchteten Instrument, dem Otoskop, das Trommelfell untersuchen. Ein rotes, vorgewölbtes Trommelfell weist auf eine Infektion hin.

Ob es sich um eine bakterielle oder virale Entzündung handelt, lässt sich nicht sofort klar erkennen. Dennoch sind Laboruntersuchungen selten sinnvoll. Am ehesten sprechen für eine akute Mittelohrentzündung:

  • der plötzliche Beginn (Schmerzen, Fieber, beeinträchtigter Allgemeinzustand),
  • der passende Untersuchungsbefund mit dem Otoskop (Rötung, Vorwölbung des Trommelfells und Mittelohrerguss)
  • fehlende oder reduzierte Schwingung des Trommelfells – nachweisbar durch eine Untersuchung mit einem Tympanometer.
Mittelohrentzündung diagnostizieren Kinderarzt

8. Wie wird eine akute Mittelohrentzündung bei PREVIMED behandelt?

Bei PREVIMED kontrollieren wir sorgfältig den Zustand des Ohres und verordnen dann meist nur schmerz- und entzündungshemmende Medikamente. Bewährt haben sich Ibuprofen (Saft und Zäppfchen) und Paracetamol. Zudem ist es notwendig, die Nasenschleimhaut gut zu pflegen und bei Bedarf mit abschwellenden Medikamenten zu behandeln. Damit ist schon viel getan, um Ihrem Kind die Schmerzen zu nehmen. Bereits hier sei gesagt: Antibiotika sind in den meisten Fällen nicht nötig! (siehe Punkt 9) Ganz im Gegenteil. Was Sie aber tun können, ist den Heilungsverlauf sanft zu unterstützen:

Was können Sie selbst tun, um Ihrem Kind bei einer Mittelohrentzündung zu helfen?

  • Lindernd und wohltuend wirken vor allem Wärme, z.B. mit Rotlicht oder Traubenkernkissen.
  • Ihr Kind sollte auf einem dicken Kissen schlafen und den Kopf hochlagern, damit das Sekret leichter abfließen kann.
  • Schmerzlindernd wirken auch die guten alten warme Zwiebelwickel, die Sie mithilfe eines Stirnbands über Nacht anlegen können.
  • Sollte Sekret aus dem Ohr Ihres Kindes austreten, verschließen Sie den Gehörgang bitte nicht mit Watte! Wischen Sie das austretende Sekret stattdessen sanft am äußeren Ohr ab. Ihr Kind fühlt in solchen Momenten kaum bzw. gar keine Ohrschmerzen mehr. Denn der Druck im Mittelohr hat durch den Riss im Trommelfell abgenommen. Keine Sorge, das Trommelfell heilt schnell wieder.

Bei etwa 66% der Patienten bessern sich die Beschwerden unter dieser Behandlung innerhalb der ersten 24 Stunden. Leider verschreiben Kinderärzte dennoch immer noch viel zu schnell Antibiotika.  

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Quelle: Youtube, Doc Praun: Alles zur RSV Infektion

9. Antibiotika – häufig mehr Schaden als Nutzen bei Mittelohrentzündung!

Wir Kinderärzte und Kinderärztinnen bei PREVIMED verschreiben im Normalfall bei Mittelohrentzündungen keine Antibiotika. Denn meist geht die Infektion nach etwa 4 Tagen von selbst wieder weg.

Im Durchschnitt haben Kinder, die Antibiotika nehmen, zwar etwas kürzer Ohrenschmerzen als Kinder, die keine Antibiotika nehmen, dafür bleibt das weitaus gefährlichere Risiko eines Trommelfellrisses genauso bestehen.

Der wiederkehrende Einsatz von Antibiotika begünstigt – über die Schwächung der kindlichen Immunkraft – wiederkehrende Mittelohrentzündungen, anstatt sie zu verhindern.

Kinder hingegen mit antibiotisch behandelter Mittelohrentzündung müssen beträchtliche Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Schließlich bedeutet “antibiotisch” übersetzt „gegen das Leben wirkend“. Im Idealfall würden sich Antibiotika nur gegen die schädlichen Bakterien wenden. Leider unterscheiden sie aber nicht. Sie vernichten rigoros auch die „guten“ Bakterien, die wir im Darm finden und die höchst notwendig für das Immunsystem sind.

Somit wirken Antibiotika über den Darm grundsätzlich schwächend auf das Immunsystem. Außerdem leidet eins von 24 antibiotisch behandelten Kindern an Magen-Darmbeschwerden oder Hautausschlag, was wiederum Arztbesuche und eine weitere Behandlung notwendig macht.

10. Was geschieht, wenn mein Kind immer wieder eine Mittelohrentzündung bekommt?

Um zu verhindern, dass eine Mittelohrentzündung erneut auftritt, hilft es, die Faktoren einzuschränken, die zu erneuten Infektionen führen können. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen kann es bei einigen Kindern weiterhin zu Mittelohrentzündungen kommen, manchmal bis zu fünf oder sechs pro Jahr.

In diesen Fällen – und falls selbst erweiterte Maßnahmen nicht greifen – kann ein chirurgischer Eingriff notwendig werden. Dies kann zum einen bedeuten, dass ein kleines Belüftungsröhrchen in das Trommelfell eingesetzt wird. Dieses sogenannte Paukenröhrchen dient dazu, die Belüftung des Ohres zu verbessern und einen Flüssigkeitsstau im Mittelohr zu verhindern. Die am häufigsten verwendeten Röhrchen bleiben sechs bis neun Monate lang an Ort und Stelle und müssen so lange nachkontrolliert werden, bis sie herausfallen. Ein weiterer Ansatz kann sein, die Belüftung des Mittelohres über die Eustachische Röhre durch Verkleinerung der Rachenmandeln (Adenoide/Polypen) zu verbessern.

11. Mittelohrentzündung – braucht mein Kind ein Paukenröhrchen oder eine Verkleinerung der Rachenmandeln?

Zwischen 31.000 bis 35.000 Kinder bekommen in Deutschland jedes Jahr Paukenröhrchen eingesetzt. Dabei bekommen die Kleinen meist eine kurze Vollnarkose mit Maskenbeatmung. Der Eingriff gehört laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung zu den häufigsten Operationen im Kindesalter. Dabei ist der Nutzen der Paukendrainage unter Forschern umstritten. Denn oft bilden sich Ergüsse im Mittelohr auch von selbst zurück.

Ihr Kind benötigt möglicherweise Paukenröhrchen, wenn:

  • das Kind drei oder mehr Mittelohrinfektionen innerhalb der letzten sechs Monate hatte, vor allem wenn sich zwischen den Episoden Flüssigkeit im Ohr einlagert.
  • es unter Hörverlust leidet, der durch anhaltende Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr (Otitis media mit Erguss) verursacht wird. Paukenröhrchen können Kindern helfen, bei denen sich über einen Zeitraum von drei Monaten immer wieder Flüssigkeit ansammelt, die das Hörvermögen beeinträchtigt.
  • das Trommelfell kollabiert ist, ein Zustand, der sich Atelektase nennt. Ein kollabiertes Trommelfell, das auf die Mittelohrknochen drückt, verursacht eine Hörminderung, da die Gehörknöchelchen nicht mehr ausreichend Töne auf das Innenohr übertragen können. Es kann auch zu einer Erosion (=Zerstörung) der Knochen im Ohr führen.
  • Ein Schlaf-Apnoe-Syndrom nachweisbar ist

Bei PREVIMED wägen wir höchst sorgfältig ab, bevor wir zum Paukenröhrchen und damit zu einem operativen Eingriff bei Ihrem Kind raten. Die Fragen, die wir uns dabei stellen müssen, lauten:

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Spontanheilung gegen das potenzielle Risiko von länger bestehender Hörminderung und den damit verbundenen Sprachstörungen oder Folgekrankheiten?

Gefahr der chronischen Hörminderung

Das Problem: Eine chronische Hörminderung führt nicht nur zur Verzögerung der Sprachentwicklung, sondern auch zu einer Wahrnehmungsstörung. Die soziale Interaktion des Kindes mit seiner Umwelt ist beeinträchtigt. Das Erkennen wir Kinderärzte regelmäßig im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen!
Zusätzlich besteht ein deutlich erhöhtes Risiko eines Schlaf-Apnoe-Syndroms. Darunter verstehen wir, dass das betroffene Kind während des Schlafs unter Atempausen leidet, die zu einem Sauerstoffabfall im Blut führen und die Schlafqualität stark beeinträchtigen! Die Folgen können sein: Konzentrationsmangel, deutliche Leistungsminderung, sogar eine Wachstumsstörung bis hin zur Fehldiagnose ADHS!

Häufig bieten wir betroffenen Eltern eine ambulante Schlafuntersuchung an. Fragen Sie in diesem Zusammenhang bitte nach unserer Schlaf-Broschüre für Kinder – mit wertvollen Informationen rund um das Thema Schlafqualität und Schlaf-Apnoe-Syndrom.

Kinder zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr, manchmal auch darüber hinaus, leiden häufig unter einer Vergrößerung der Rachenmandeln. Sie sitzenim Nasen-Rachen-Raum, oberhalb des Zäpfchens, und bestehen aus lymphatischem Gewebe. Die genaue Ursache dafür ist unbekannt.

Die krankhaft vergrößerten „Polypen“ verengen den natürlichen Nasenatmungsweg und den Belüftungsschacht (Tube) des Mittelohres, der im Nasenrachen beginnt und beidseits zum Mittelohr (Pauke) führt.

Um dem Kind bei Vorliegen von Paukenergüssen unmittelbar eine Hörverbesserung zu verschaffen, wird bei einer Rachenmandeloperation gleichzeitig – nach einem kleinen Schnitt ins Trommelfell (Paracentese) – die Flüssigkeit, aus dem Mittelohr abgesaugt. Zusätzlich werden vergrößerte Nasenschwellkörper vorsichtig unter dem Mikroskop zur Seite verstellt, um den Nasenatmungsweg zu optimieren.

Damit ist gewährleistet, dass das Mittelohr dauerhaft belüftet wird und sich die luftgefüllten Zellen im Raum hinter dem Mittelohr in ausreichendem Maße ausbilden können. Die Operation der Rachenmandeln (Adenotomie) kann ambulant ausgeführt werden. Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose.

Der Nutzen und die Risiken einer Operation zum Einsetzen eines Paukenröhrchens oder zur Verkleinerung der Rachenmandeln müssen im Einzelfall mit dem betreuenden HNO-Arzt geklärt werden. Wir von PREVIMED – dem Gesundheitsforum für Kinder- und Jugendmedizin beantworten gern Ihre Fragen.

Gefahr der chronischen Hörminderung

Das Problem: Eine chronische Hörminderung führt nicht nur zur Verzögerung der Sprachentwicklung, sondern auch zu einer Wahrnehmungsstörung. Die soziale Interaktion des Kindes mit seiner Umwelt ist beeinträchtigt. Das Erkennen wir Kinderärzte regelmäßig im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen!

Zusätzlich besteht ein deutlich erhöhtes Risiko eines Schlaf-Apnoe-Syndroms. Darunter verstehen wir, dass das betroffene Kind während des Schlafs unter Atempausen leidet, die zu einem Sauerstoffabfall im Blut führen und die Schlafqualität stark beeinträchtigen! Die Folgen können sein: Konzentrationsmangel, deutliche Leistungsminderung, sogar eine Wachstumsstörung bis hin zur Fehldiagnose ADHS!

Bei Verdacht bieten wir betroffenen Eltern eine einfache durchführende, aber sehr präzise ambulante Schlafuntersuchung an. Fragen Sie in diesem Zusammenhang bitte nach unserer Schlaf-Broschüre für Kinder – mit wertvollen Informationen rund um das Thema Schlafqualität und Schlaf-Apnoe-Syndrom. Sie können sich unsere  Schlafbroschüre auch gern mit einem Klick auf das Bild Downloaden.

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12. Wie lange dauert eine Mittelohrentzündung?

Ihr Kind sollte sich innerhalb weniger Tage nach einem Besuch bei uns besser fühlen. Wenn Ihr Kind nach mehreren Tagen immer noch krank ist, sollten Sie auf jeden Fall noch einmal vorbeikommen. Bei andauernden Beschwerden müssen erweiterte Behandlungen, eventuell sogar eine Operation in Erwägung gezogen werden. Wenn die Infektion abgeklungen ist, kann noch Flüssigkeit im Mittelohr zurückbleiben, die aber normalerweise innerhalb von drei bis sechs Wochen verschwindet, wenn sich die Mittelohrbelüftung wieder normalisiert hat.

13. Wie kann man einer Mittelohrinfektion nachhaltig vorbeugen?

Die beste Möglichkeit, Ohrinfektionen vorzubeugen, besteht derzeit darin, die mit ihnen verbundenen Risikofaktoren zu verringern. Im Folgenden finden Sie einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um das Risiko für Ohrinfektionen bei Ihrem Kind zu senken.

Eltern können aktiv dazu beitragen, das Immunsystem ihrer Kinder zu stärken, indem sie auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung achten.

Eine vitaminreiche Ernährung mit frischem Obst, Gemüse und Vollkornprodukten liefert wichtige Nährstoffe, die das Immunsystem unterstützen.

Gleichzeitig ist ausreichend Schlaf für Kinder entscheidend, da während des Schlafs viele regenerierende Prozesse im Körper stattfinden.

Das Ziel solcher Maßnahmen wird immer sein: Die eigenen Abwehrkräfte des Kindes zu stärken, damit es besser mit Viren und Bakterien umgehen kann. Das mag durchaus auch bedeuten, dass Krankheitsverläufe einfach leichter ausfallen und Krankheiten nicht ständig wiederkehren.

Ganz vermeiden lassen sich virale oder bakterielle Infekte sicher nie. Denn das kindliche Immunsystem hat noch viel zu lernen, auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Und jede durchgemachte Erkrankung ist ein wichtiger Meilenstein.

 

Eine Grippeimpfung schützt in erster Linie vor Grippeviren. Möglicherweise senkt sie auch das Risiko für Mittelohrentzündungen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die jährliche Grippeimpfung jedoch nur, wenn das Risiko für schwerwiegende Grippekomplikationen erhöht ist. Das ist beispielsweise bei Kindern mit Atemwegs-, Herz- oder Stoffwechselerkrankungen der Fall.

 

Wenn Säuglinge gegen Pneumokokken geimpft werden, bekommen sie etwas seltener Mittelohrentzündungen. Die Studienlage zeigt, dass eine Immunisierung mit 7-valenten Pneumokokken-Impfstoffen das relative Risiko für eine durch Pneumokokken ausgelöste Mittelohrentzündung um bis zu 25% reduzieren konnte. Unter den 10-valenten Pneumokokken-Impfstoffen lag die relative Risikoreduktion sogar bei bis zu 52%.

Die Einführung des 15-valenten und in Zukunft des 20-valenten Pneumokokken-Impfstoffs wird noch mehr Schutz vor Mittelohrentzündungen verursacht durch Pneumokken bewirken. Die Pneumokokken-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Sie rät, alle Babys im Alter zwischen 2 und 14 Monaten dreimal impfen zu lassen.

Nachdem viele Mittelohrentzündungen durch Haemophilus Infektionen verursacht werden, sind Eltern verunsichert. Hat die Impfung mein Kind nicht geschützt? Die Erklärung ist ganz einfach. Die Impfung gegen Haemophilus Typ B im Säuglingsalter – simultan mit der Pneumokokkenimpfung verabreicht – richtet sich nur gegen die Haemophilus-Bakterien mit einer Kapsel (Schutzhülle). Die unbekapselten Haemophilus-Bakterien können durch die Impfung nicht verhindert werden. Sie sind aber ursächlich für viele Infektionen der oberen Atemwege und Bronchien (!). Sie verlaufen zumeist milder und müssen selten mit Antibiotika behandelt werden.
Händewaschen verhindert die Verbreitung von Keimen und kann Ihr Kind vor einer Erkältung oder Grippe bewahren.

Setzen Sie Ihr Baby/Kleinkind/Kind nicht dem Zigarettenrauch aus. Studien haben gezeigt, dass Babys, die sich in der Nähe von Rauchern aufhalten, häufiger Ohrenentzündungen haben.

Stillen schützt, da es das Immunsystem des Kindes stärkt.

Lassen Sie ihr Kind nicht ständig Schnuller gebrauchen oder Fläschchen im Liegen trinken.
Schränken Sie den Kontakt Ihres Kindes mit anderen Kindern so weit wie möglich ein, wenn Ihr Kind oder die Spielkameraden Ihres Kindes krank sind. Wichtig zu wissen! Krippenkinder haben das höchste Risiko an einer Mittelohrentzündung zu erkranken. Das konnten Studien im Vergleich zu Ost- und Westdeutschland zeigen.

Bei weiteren Fragen oder akuten Problemen wenden Sie gern an uns. Wir sind an Ihrer Seite, wenn es um die Gesundheit Ihres Kindes geht. Jetzt Termin vereinbaren!