Es ist wichtig, dass Eltern ihre Kinder zu verantwortungsvollem Umgang mit Medien erziehen. Hierfür sollten die Kinder auch auf die Inhalte vorbereitet werden, die sie im Netz erwarten könnten. Medienkompetenz bedeutet auch zu erkennen, wann es Zeit für Film- oder Spielpausen ist, und dass eine zu lange Zeit vor den Medien schädlich für das eigene Wohlbefinden sein kann.
Vernünftige Regeln statt strikter Verbote
Kinder, die heute aufwachsen, tun das in einer digitalen Welt. Neue Medien bieten ihnen viele Möglichkeiten, zu lernen, zu entdecken und zu spielen. Familien werden mit der Digitalisierung aber auch vor neue Herausforderungen gestellt: Wie kann es in Zeiten der ständigen Erreichbarkeit gelingen, das analoge Leben nicht zu vernachlässigen?
Viele Eltern machen sich Sorgen, das Computer, Smartphones und Konsolen ihren Kindern schaden, dass sie ein Suchtverhalten entwickeln und andere Interessen in Vergessenheit geraten. Gerade deshalb ist Medienzeit oft ein Streitthema innerhalb der Familie. Stellen Sie lieber klare Regeln auf als strikte Verbote – wichtig, sprechen Sie mit Ihren Kindern über die Medienaktivitäten. So können Heranwachsende Ihre eigenen Erfahrungen machen und daraus lernen – gemeinsam mit ihren Eltern.
Folgende Tipps vom Kinderarzt sollen Eltern helfen, ihren Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu vermitteln und ein gutes Gleichgewicht zwischen analogen und digitalen Interessen zu finden.
Für jüngere Kinder bis zehn Jahre sollten die Eltern darauf achten, dass ein tägliches Maß bei der Mediennutzung nicht überschritten wird. Sie sollten hierbei die Mediennutzung für die Schule nicht anrechnen. Folgende Richtwerte werden empfohlen:
- bis fünf Jahre: bis eine halbe Stunde am Stück
- sechs bis neun Jahre: bis zu einer Stunde am Stück
Bei älteren Kindern ab zehn Jahre empfiehlt es sich, ein wöchentliches Zeitkontingent nach der folgenden Faustregel zu vereinbaren. Kinder können so ihre eigenen Erfahrungen machen. Wird die vereinbarte Zeit an nur zwei Tagen verbraucht, bleiben die Bildschirme für den Rest der Woche dunkel. So lernen Kinder, sich ihre Ressourcen vorausschauend einzuteilen und ein gesundes Maß zu finden. Eine Orientierung bietet folgende Faustregel:
- zehn Minuten Medienzeit pro Lebensjahr am Tag
- oder eine Stunde pro Lebensjahr in der Woche
Medien-Nutzungszeiten müssen eingehalten werden
Wichtig ist, dass die aufgestellten Regeln eingehalten werden. Dabei helfen Klassiker wie die Eieruhr neben dem Bildschirm oder auch verbindlich festgehaltene Absprachen etwa in einem Mediennutzungsvertrag zwischen Eltern und Kindern. Möglich ist auch, Zeitbegrenzungen im Betriebssystem (PC, Android und iOS), durch externe Jugendschutzsoftware (auch mobil), bei Spielkonsolen und in der Spielsoftware selbst einzustellen. Solche technischen Hilfsmittel sollten jedoch nur zu Beginn oder über kurze Zeiträume zum Einsatz kommen. Nachhaltiger ist es, wenn Kinder lernen, sich an Absprachen zu halten. Jüngeren Kindern können technische Zeitbegrenzungen helfen, ein Gefühl für die vergangene Zeit zu entwickeln. Je älter sie werden, desto wichtiger sind jedoch Freiheiten und Selbstständigkeit. Es zahlt sich daher aus, vor Beginn der Pubertät einen bewussten Umgang mit Bildschirmzeiten zu etablieren.
Routinen helfen im Alltag
Hierbei können Benimmregeln für die Nutzung von mobilen Geräten helfen. Hier einige Beispiele für Routinen die den Alltag mit Medien strukturieren:
- Im Schulunterricht und bei den Hausaufgaben ist das Smartphone tabu.
- Beim gemeinsamen Essen ist auch Handyfreie Zone und es liegt nicht auf dem Tisch.
- Ein bis zwei Stunden vor dem Schlafengehen hat das Smartphone Sendepause.
- Es könnte auch ein Handyfreier Tag in der Woche eingeführt werden – natürlich aber für die ganze Familie. ?
- Für Konsolen- und PC-Spiele könnte zum Beispiel die Regel – nach den Hausaufgaben bis vor dem Abendessen – gelten.
Danach ist Zeit für andere Interessen oder die Familie. Eltern kennen die Gewohnheiten ihrer Kinder am besten und können entscheiden, welche Vereinbarungen gut in den Alltag passen.
Auf Anzeichen achten
Eltern, die wissen, was genau ihre Kinder mit Medien machen, welche Seiten sie mögen oder welche Spiele sie spielen, können frühzeitig über Risiken und Möglichkeiten der Mediennutzung aufklären. Wenn neue Spiele oder Apps gemeinsam ausprobiert und angesagte YouTuberInnen und Serien auch mal von der ganzen Familie geguckt werden, können sie auch kritisch eingeschätzt und hinterfragt werden. Nicht nur wie lang Kinder Medien nutzen ist bedeutsam, sondern auch warum: Langeweile vertreiben, Kontakt mit Freunden halten oder über Aktuelles im Bilde sein? Hinweise darauf, dass die Mediennutzung überhandnimmt, sind die Vernachlässigung von Schulpflichten, der Rückzug von anderen Aktivitäten und Interessen oder aus Freundschaften sowie starke Launenhaftigkeit oder Gereiztheit.
Vorbild sein
Seien Sie mit Ihrer eigenen Mediennutzung ein Vorbild für ihre Kinder. Hinterfragen Sie sich doch einmal selbst kritisch, wie oft und welche Medien sie wozu nutzen.
Niemand muss ständig erreichbar sein, dass können Eltern Ihren Kindern vermitteln.
Medienfreie Tage oder auch mal ein gemeinsames Medienfasten können helfen, andere Interessen als Familie nicht aus den Augen zu verlieren.
Abwechslung bieten und bestärken
Es ist wichtig, dass Kinder unterschiedliche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung kennenlernen und Medien nicht wahllos einsetzen. Kinder wachsen mit Medien auf, doch ihr Bewusstsein für dieses Thema muss noch geschärft werden. Das geschieht auch über Alternativen im realen Leben und viele Gelegenheiten, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln und Schwierigkeiten meistern, aber Langeweile auch einmal aushalten zu können.
Professionelle Hilfe suchen
Wenn Schule, Freunde, Sportverein, andere Hobbys oder Pflichten über mehrere Monate wegen des Internets vernachlässigt werden und die Kinder trotz negativer Konsequenzen nicht Abstand nehmen können, kann professionelle Hilfe nötig werden, beispielsweise bei uns – im PREVIMED Gesundheitsforum für Kinder- und Jugendmedizin –, in einer Sucht- oder Erziehungsberatungsstelle in ihrer Nähe.
Quelle: Schau hin!
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