Sommerzeit ist Badezeit – schützen Sie Ihre Kinder vor dem Ertrinken

Endlich ist der Sommer da und die Sommerferien sind nicht mehr weit. Alle freuen sich auf Badespaß. Doch speziell für Kleinkinder lauert eine Gefahr im kühlen Nass: das Ertrinken. So herrlich es am Wasser ist, selbst das Planschbecken im Garten kann Kleinkindern gefährlich werden. Ein guter Grund für uns als Ihr Kinderarzt, diesen Blogbeitrag zu schreiben, denn wir wollen nur eines: Schützen Sie Ihre Kinder vor dem Ertrinken!

Ertrinken als häufige Todesursache bei Kindern

Fast die Hälfte aller Eltern wissen nicht, dass ein Kind unter drei Jahren schon ab einer Wassertiefe von etwa 5 cm ertrinken kann. Das bedeutet, auch Vogeltränken im Garten, Planschbecken oder kleine Seerosenkübel können für ein Kleinkind zur Todesfalle werden. Noch immer ist Ertrinken die zweithäufigste unfallbedingte Todesursache bei Kindern. Bei Säuglingen und Kleinkindern im Alter von 1 bis 3 Jahren ist es sogar die häufigste – und das meistens in der heimischen Badewanne. Lassen Sie Ihr Kind deshalb niemals unbeaufsichtigt im Wasser. Kein hektisches Auftauchen und nach Luft schnappen, kein Hilferuf, kein wildes mit den Armen rudern und spritzen wird Sie im Falle des Falles alarmieren. Kinder gehen einfach unter, rühren sich nicht, ertrinken ganz leise – während ihre ahnungslosen Eltern in der Nähe stehen, sich unterhalten, lesen oder sich nur kurz umdrehen.

“Trockenes“ Ertrinken und „sekundäres“ Ertrinken

Badeunfälle, auch wenn sie nicht tödlich ausgehen, können für Kinder zu massiven Folgeschäden führen – je länger das Gehirn nicht mit Sauerstoff versorgt wird. Auch wenn das Kind nach einem Badeunfall zunächst relativ beschwerdefrei erscheint, besteht noch immer Gefahr. Besonders tückisch sind in diesem Zusammenhang das sogenannte „sekundäre“ Ertrinken bzw. das „trockene“ Ertrinken.

Sekundäres Ertrinken
Beim sekundären Ertrinken reagiert die Lunge verzögert, wenn das Kind z.B. zu viel Wasser „geschluckt“ hat. Flüssigkeiten, die dabei in die Lunge gelangen, rufen zeitverzögert Entzündungsreaktionen und Ödeme hervor. Es kommt zu Störungen des Gasaustausches. Das Kind erstickt am Sauerstoffmangel. Anzeichen für das „sekundäre Ertrinken“, die Sie veranlassen sollten, zügig einen Arzt aufzusuchen, sind: Ihr Kind fängt nach Stunden oder Tagen wieder zu husten an, es klagt über Brustschmerzen, erbricht sich und hat Schwierigkeiten beim Atmen oder wirkt apathisch.

Trockenes Ertrinken
Das trockene Ertrinken wiederum ist eine Schockreaktion des Körpers. Aufgrund ihres überproportional großen Kopfes verlieren Kinder leicht den Halt. Fallen sie mit dem Kopf ins Wasser, schließt sich die Stimmritze im Rachenraum und macht die Atmung unmöglich. Der Verschluss gleicht einem Krampf, der sich nicht wieder von selbst löst. Das Kind kann ersticken – selbst in der kleinsten Pfütze!

Damit Sie den Sommer und den Badespaß unbeschwert genießen können, hier unsere wichtigsten Tipps zum Schutz Ihrer Kinder:

Badeunfälle vermeiden

  1. Lassen Sie kleinere Kinder niemals im Wasser oder im Garten mit Wasser unbeaufsichtigt.
  2. Sind Sie mit mehreren Kindern und mehreren Erwachsenen beim Baden, sprechen Sie klar ab, wer wen im Auge behält.
  3. Bringen Sie Ihren Kindern so früh wie möglich schwimmen bei und machen Sie sich klar: Schwimmflügel oder Schwimmringe sind kein Schutz!
  4. Falls Ihr Kind einen Badeunfall hatte, ziehen Sie es sofort aus dem Wasser. Halten Sie mit einer Decke die Körpertemperatur aufrecht.
  5. Ist Ihr Kind bewusstlos, bringen Sie es sofort in die stabile Seitenlage, rufen Sie den Notarzt (112) und kontrollieren Sie die Atemwege.
  6. Wenn Ihr Kind nicht atmet: Beginnen Sie mit der Mund-zu-Mund bzw. Mund-zu-Nase (Babys)-Beatmung und mit der Herzdruckmassage, und setzen Sie diese fort bis der Notarzt eintrifft. Ein Erste-Hilfe-Kurs für Sie als Eltern kann das Leben Ihres Kindes retten!
  7. Hat Ihr Kind „lediglich“ viel Wasser geschluckt, suchen Sie einen Arzt auf und informieren Sie diesen genau, damit er die Lungen untersucht.

Im Notfall anrufen:
Notarzt: 112
Kinderarzt

Foto: shutterstock.com | credits @ Manenok Svetlana

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