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Chemische Sonnencreme versus mineralische UV-Filter

Die Qualität einer Sonnencreme hängt fast hauptsächlich von den eingesetzten UV-Filtern ab. Diese Filter sorgen für den Sonnenschutz, indem sie die UV-Strahlen davon abhalten, unsere Haut zu schädigen. Leider ist es bei der Vielzahl der Filter fast unmöglich, den Überblick zu behalten: Die Filter haben komplizierte, chemische Namen und sind zum Teil nicht verträglich. Manche stehen sogar im Verdacht, Allergien auszulösen oder über die Haut in den Körper zu gelangen und dort hormonell zu wirken. Als Ihr Kinderarzt haben wir klare Favoriten – das sind schon lange mineralische Filter wie Zinkoxide und Titanium Dioxide, aber wir gehen natürlich hier auch auf die chemischen UV-Filter ein. Wir klären auf, welchem Sonnenschutz Sie vertrauen können. Eine Tabelle finden Sie am Ende des Blogbeitrags.
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Was zeichnet einen guten UV-Filterin der Sonnencreme aus?

Es gibt erhebliche Unterschiede bei UV-Filtern. Es gibt UV-Filter, die unter UV-Strahlen zerfallen, also nicht photostabil sind. Das Problem hierbei ist leider nicht nur, dass die Schutzwirkung nachlässt, sondern gleichzeitig die Zerfallsprodukte die, die Haut reizen. Einige chemische Sonnenschutzfilter können Allergien auslösen, die in Folge häufig als Sonnenallergie interpretiert werden. Besonders bedenklich ist es, wenn UV-Filter in die Blutbahn gelangen – dann besteht die Gefahr, dass sie die Stoffwechselprozesse des Körpers stören. Deshalb müssen wir auch bei UV-Filtern genau hinsehen.

Diese Eigenschaften sollte ein guter UV-Filter besitzen:

  • keine Allergien auslösen
  • nicht durch die Haut dringen
  • photostabil sein, das bedeutet nicht in der Sonne zerfallen
  • keine Nebenwirkungen auf den Stoffwechsel des Körpers haben

Worauf Sie beim Kauf einer Sonnencreme achten sollten:

Auf der Verpackung der Sonnencreme sind neben den anderen Inhaltsstoffen auch die UV-Filter angegeben. Es ist gängig das die Hersteller meist mehrere UV-Filter in einem Produkt kombinieren. Zudem verstecken sich UV-Filter hinter komplizierten und schwer zu merkenden Bezeichnungen (siehe Liste am Ende). Wichtig ist es, hier genau hinzusehen. Zwar ist es mühselig, aber die genau Betrachtung der UV-Filter lohnt sich. In den USA sind die Sonnenschutzfilter übrigens separat auf der Verpackung aufgelistet. Diese Vorgehensweise würde es dem Verbraucher in Deutschland auch einfacher machen.

Zu beachten ist, dass die Filterkombination sowohl vor UVA- als auch vor UVB-Strahlen schützen. Die UVB Strahlen der Sonne lösen den Sonnenbrand aus, während die UVA Strahlen unbemerkt der Hautalterung beitragen. Die Bezeichnung Lichtschutzfaktor (LSF) bezieht sich nur auf die UVB-Strahlung. Daher ist es wichtig darauf zu achten, dass zusätzlich das UVA-Siegel auf der Verpackung abgebildet ist. Nur so können Sie sich sicher sein, dass das Produkt vor allen Strahlen schützt.

Die zwei Arten von UV-Filtern – mineralisch oder chemisch

Chemische Filter – wandeln die UV-Strahlen auf der Haut in Wärme um. Mineralische Filter – reflektieren das Sonnenlicht auf der Haut. Es sind kleine Partikel aus Zink oder Titanium Dioxide. Sie haben den Vorteil, dass man auf Chemie in der Sonnencreme verzichten kann und sie grundsätzlich sehr gut vertragen werden. Alle naturkosmetischen Sonnencremes arbeiten daher mit mineralischen Filtern.

Mineralische Filter, sicher und verträglich
Wir empfehlen schon lange mineralische Filter wie Titaniumdioxid oder Zinkoxid (INCI: Titanium Dioxide, Zink Oxide). Diese haben den Vorteil, dass sie keine allergischen Reaktionen auslösen und nicht zerfallen. Allerdings ist die Anwendung oft nicht so angenehm wie bei den chemischen Alternativen. Sie hinterlassen häufig einen weißen Schleier auf der Haut und lassen sich schwer entfernen.  Abhilfe sollten hier die mineralischen Partikel in Nanogröße schaffen – diese sind winzig klein und deshalb angenehmer in der Verwendung. Nanopartikel stehen aber in letzter Zeit schwer in der Kritik. Es wird vermutet, dass die Nanopartikel so klein sind, dass sie in den Körper eindringen. Dort könnten sie den Organismus gefährden. Ob und wie Nanopartikel in die Haut eindringen ist nach aktueller Studienlage nicht vollkommen geklärt. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte auf Nanopartikel verzichten. Übrigens: Alle Partikel in Nanogröße müssen bei den Inhaltsstoffen mit dem Wort „nano“ gekennzeichnet sein.

Welche chemischen UV-Filter sind unbedenklich?
Nachfolgend sind die chemischen Filter aufgelistet, deren allergisierendes Potential gering ist und denen keine hormonelle Wirkung in Studien nachgewiesen wurde. Natürlich sind diese Filter auch Photostabil.

    • Bis-Ethylhexyloxyphenol Methoxyphenyl Triazine (Tinosorb S)
    • Drometrizole Trisiloxane (Meroxyl XL)
    • Terephthalylidene Dicamphor Sulfonic Acid (Mexoryl SX)
    • Ethylhexyl Triazone (Uvinul T 150)
    • Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate (Uvinul A Plus)
    • Diethylhexyl Butamido Triazone (Iscotrizinol)
    • Phenylbenzimidazole Sulfonic Acid (Enzulisol)
    • Butyl Methoxydibenzoylmethane (Avobenzone) (dies ist ein kleiner Sonderfall. Dieser Filter ist nämlich im alleinigen Gebrauch nicht photostabil, wird aber heutzutage immer durch andere Filter stabilisiert, so dass es angebracht ist, ihn auf der Positivliste zu führen.)

 Diese UV-Filter sollten Sie meiden:

Sie dringen durch die Haut Benzophenone-3, Benzophenone-4, Benzophenone-5, 4-Methylbenzylidene Camphor, Homosalate, Octocrylene, Octyl Methoxycinnamate
Sie lösen Allergien aus Benzophenone-3, Benzophenone-4, Benzophenone-5, Ethylhexyl Dimethyl PABA, Homosalate, Octocrylene
Sie stehen im Verdacht, Stoffwechselprozesse zu stören Benzophenone-3, Benzophenone-4, Benzophenone-5, 4-Methylbenzylidene Camphor, Isoamyl Methoxycinnamate, Homosalate, Octocrylene, Octyl Methoxycinnamate
Sie sind nicht photostabil Octyl Methoxycinnamate
Chemisch-mineralische Mischformen mit Nanopartikeln Tinosorb M und Tinosorb A2B (Inci: Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (Nano) und Tris-Biphenyl Triazine (Nano)

Unser Fazit:

Für Verbraucher ist es schwer, die Vielzahl an UV-Filtern zu durchschauen, und oft werden auch noch mehrere Filter kombiniert. Wenn man sich aber ein bisschen mit der Thematik befasst, kann man schon einen großen Schritt in Richtung verträglichen Sonnenschutz machen. Wer lieber auf Chemie verzichten möchte, der sollte zu mineralischen Filtern greifen. Allerdings gibt es auch chemische Alternativen, die zumindest nicht schädlich sind. In unserer folgenden Liste finden Sie alle gängigen UV-Filter noch einmal aufgelistet.

Empfehlung? INCI Filterart Mögliche Nebenwirkungen
Ja Titanium Dioxide mineralisch
Ja Zinc Oxide mineralisch
Nein Zinc Oxide (nano) mineralisch Nanopartikel
Nein Titanium Dioxide (nano) mineralisch Nanopartikel
Nein Tris-Biphenyl
Triazine (nano)
chemisch und
mineralisch
Nanopartikel
Ja Terephthalylidene Dicamphor
Sulfonic Acid
chemisch
Ja Ethylhexyl
Triazone
chemisch
Ja Ethylhexyl
Salicylate
chemisch Allergien
Ja Drometrizole
Trisiloxane
chemisch
Ja Diethylhexyl
Butamido Triazone
chemisch
Ja Diethylamino Hydroxybenzoyl
Hexyl Benzoate
chemisch
Ja Butyl
Methoxydibenzoylmethane
chemisch
Ja Bis
Ethylhexyloxyphenol
Methoxyphenyl
Triazine
chemisch
Nein Polysilicone-15 chemisch Silikone
Nein Octyl Methoxycinnamate chemisch Hormonelle Wirkung
Nein Octocrylene chemisch Hormonelle Wirkung
lagert sich im Organismus an
Nein Methylene Bis-Benzotriazolyl
Tetramethylbutylphenol (nano)
chemisch und mineralisch Nanopartikel
Nein Isoamyl
Methoxycinnamate
chemisch Hormonelle Wirkung
Allergien
Nein Homosalate chemisch Hormonelle Wirkung
Allergien
Nein Ethylhexyl
Dimethyl PABA
chemisch Allergien
Nein Benzophenone-5 chemisch Hormonelle Wirkung
Allergien
Nein Benzophenone-4 chemisch Hormonelle Wirkung
Allergien
Nein Benzophenone-3 chemisch Hormonelle Wirkung
Allergien
Nein 4-Methylbenzyliden
Camphor
chemisch Hormonelle Wirkung

Quellen und Studien

Beyer und Söhne
EWG – Nanoparticles in Sunscreens
EWG – The Trouble With Sunscreen Chemicals
Oxford Journals Toxicological Sciences – Small amounts of zinc from zinc oxide particles in sunscreens applied outdoors are absorbed through human skin.
Pharmazeutische Zeitung – Bessere Deklaration schützt Verbraucher
Unbedenklichkeitsstudien zu Zinkoxid – Europäische Kommission
Universität Göttingen – Wirkungen endokriner Disruptoren auf Prostata und Samenblase der Sprague-Dawley-Ratte

Wissenschaftliche Studien auf Pubmed
Studie zu Benzophenone – Percutaneous absorption of benzophenone-3, a common component of topical sunscreens.
Studie zu Nanopartikeln – Penetration of metallic nanoparticles in human full-thickness skin.
Studie zu Octocrylene – Contact and photocontact allergy to octocrylene: a review.
Studie zu Octocrylene – Octocrylene, an emerging photoallergen.
Studie zu Photostabilität – Photostabilization of butyl methoxydibenzoylmethane (Avobenzone) and ethylhexyl methoxycinnamate by bis-ethylhexyloxyphenol methoxyphenyl triazine (Tinosorb S), a new UV broadband filter.