Jede Winter- und Erkältungssaison bringt ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich – Husten, Fieber, Schnupfen und viele verunsicherte Eltern gehören dann zum Alltag in jeder kinderärztlichen Praxis. Doch in den letzten Jahren hat sich ein Erreger besonders hervorgetan: das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV. Was viele nicht wissen: RSV ist hoch ansteckend und kann bei Säuglingen und Kleinkindern zu schweren Atemwegserkrankungen führen. Vor allem Kinder unter sechs Monaten sind gefährdet – mitunter so schwer, dass sie stationär im Krankenhaus aufgenommen werden müssen, teilweise sogar mit Sauerstoff behandelt oder auf der Intensivstation überwacht werden müssen. Für uns von PREVIMED – dem Gesundheitsforum für Kinder- & Jugendmedizin in Gilching bei München eine guter Grund, sich die neue Prophylaxe gegen das RSV Virus und deren Wirkung  genauer anzusehen.

RSV Virus – Bedrohung für die Kleinsten

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist einer der häufigsten Erreger für Atemwegsinfektionen bei Säuglingen und Kleinkindern – besonders in der Herbst- und Wintersaison. Während ältere Kinder und Erwachsene meist nur leichte Erkältungssymptome zeigen, kann RSV bei Babys zu deutlich schwereren Verläufen führen. Typisch sind anfangs Schnupfen, Husten und leichtes Fieber – oft verwechselt mit einer banalen Erkältung. Doch besonders bei Kindern unter sechs Monaten kann sich die Infektion rasch verschärfen und mit Trinkschwäche, Atemnot, beschleunigter Atmung oder dem typischen Giemen – Rasselgeräusche beim Atmen (Hinweis auf Bronchiolitis) – einhergehen. In schweren Fällen kommt es zu Sauerstoffmangel, Blaufärbung der Lippen oder damit zu einem Krankenhausaufenthalt mit Sauerstoffgabe.

Besonders gefährdet sind Frühgeborene, Säuglinge mit chronischen Lungen- oder Herzerkrankungen sowie Kinder mit einem geschwächten Immunsystem. Für diese Gruppen – aber auch für gesunde Neugeborene – bietet die neue RSV-Immunisierung erstmals einen wirksamen Schutz.

RSV Virus – Gefahr für Säuglinge

Die Situation VOR der neuen Prophylaxe gegen das RSV Virus

Es gab kaum präventive Maßnahmen – denn eine klassische Impfung gegen RSV war lange Zeit nicht verfügbar. Gerade in den letzten Wintern war die Belastung durch das RSV Virus dadurch dramatisch:

  • Kinderkliniken gerieten an ihre Belastungsgrenzen
  • Notaufnahmen waren überfüllt

  • Viele Arztpraxen – auch wir bei PREVIMED – betreuten täglich schwer erkrankte Babys mit RSV

Die Wende: Neue Prophylaxe vor RSV Virus schützt Neugeborene effektiv

Seit der Zulassung im Oktober 2022 ist der monoklonale Antikörper Nirsevimab (Handelsname: Beyfortus®) ein zentraler Bestandteil der RSV-Prävention im Säuglingsalter. Mit der STIKO-Empfehlung vom Juni 2024 wurde die passive Immunisierung nun erstmals für alle Neugeborenen und Säuglinge in ihrer ersten RSV-Saison empfohlen – unabhängig von individuellen Risikofaktoren. Die Praxis zeigt: Seit Einführung der breiten Immunisierung verzeichnen auch wir bei PREVIMED deutlich weniger schwere RSV-Verläufe – ein erfreulicher Trend, der sich mit aktuellen Studiendaten deckt.

Quelle: Youtube, Shorts Doc Praun

RSV Virus Prophylaxe

Wie funktioniert die neue RSV Prophylaxe?

Bei der Immunisierung von Säuglingen gegen RSV handelt es sich nicht um eine klassische Impfung im herkömmlichen Sinne, sondern um die Gabe eines monoklonalen Antikörpers: Nirsevimab. Dieser wird mit einer einzigen Injektion verabreicht und bietet einen direkten, passiven Schutz gegen RSV – und zwar über die gesamte Erkältungssaison hinweg.

Das bedeutet konkret:

  • Schutz ab dem ersten Lebenstag möglich
  • Eine einmalige Gabe reicht (keine Mehrfachimpfung nötig)
  • Besonders empfohlen für alle Neugeborenen sowie Risikokinder (z. B. Frühgeborene oder Kinder mit chronischen Erkrankungen)
  • Die Wirksamkeit beträgt über 80 % in der Verhinderung schwerer RSV-Erkrankungen

Die Antikörper docken an das RSV-Virus an und verhindern, dass es sich in den Atemwegen ausbreiten kann. Besonders bei Säuglingen, deren eigenes Immunsystem noch unreif ist, ist dieser passive Schutz entscheidend.

Diese Richtwerte – basierend auf Empfehlungen der AOK – geben einen guten Überblick, wobei Sie individuelle Bedürfnisse Ihres Kindes oder Jugendlichen immer berücksichtigen sollten.

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Aktuelle Studiendaten: Nirsevimab schützt wirksam – besonders vor schweren Verläufen

Eine kürzlich veröffentlichte Fall-Kontroll-Studie aus den USA (JAMA Netw Open, März 2025) bestätigt die hohe Wirksamkeit von Nirsevimab – insbesondere bei der Verhinderung schwerer Verläufe mit Krankenhauspflicht oder Intensivbehandlung:

  • 84,6 % Wirksamkeit gegen schwere RSV-Erkrankungen mit Sauerstoffbedarf oder Intensivaufnahme
  • 80,5 % gegen Krankenhauseinweisungen
  • 68,4 % gegen jede klinisch behandlungsbedürftige RSV-Infektion

Bemerkenswert ist: Die hohe Effektivität zeigte sich unabhängig von der Dosierung (50 mg bei <5 kg, 100 mg bei ≥5 kg). Die Schutzwirkung setzt rasch ein und ist bereits zwei Wochen nach Verabreichung voll ausgeprägt.

Zwar nimmt die Effektivität mit der Zeit moderat ab – nach 14 Wochen lag sie laut Studie bei 54,8 % –, doch bleibt der Schutz gegen schwere Verläufe über die gesamte RSV-Saison hinweg signifikant.

STIKO-Empfehlung auf einen Blick: Wann und wie RSV Prophylaxe?

  • Für alle Neugeborenen und Säuglinge in der ersten RSV-Saison
  • Säuglinge mit Geburt zwischen April und September: Gabe im Herbst vor Saisonbeginn
  • Geburt zwischen Oktober und März: Gabe so früh wie möglich nach Geburt

  • Einmalige intramuskuläre Applikation:
    – 50 mg bei <5 kg Körpergewicht
    – 100 mg bei ≥5 kg Körpergewicht
  • Nachhol-Immunisierung möglich, falls verpasst

Die neue RSV-Prophylaxe mit Nirsevimab ist damit nicht nur ein Fortschritt für Hochrisikogruppen – sondern ein präventives Instrument zum Schutz aller Säuglinge vor einer der häufigsten und potenziell gefährlichsten Atemwegserkrankungen im frühen Leben.

Prophylaxe RSV Virus

Unsere Empfehlung: Frühzeitig Kontakt aufnehmen

Wir bei PREVIMED empfehlen ausdrücklich, frühzeitig Kontakt mit uns aufzunehmen, wenn Sie ein Neugeborenes oder ein Kind unter einem Jahr haben. Die RSV-Immunisierung wird idealerweise vor Beginn der kalten Jahreszeit verabreicht, also im Spätsommer oder Frühherbst. Für Risikokinder ist die Impfung besonders wichtig – aber auch bei gesunden Säuglingen lohnt sich der Schutz: Die Erkrankung kann auch bei zuvor gesunden Kindern schwer verlaufen

Die RSV-Welle der vergangenen Jahre hat vielen Familien Angst gemacht – und das mit Recht. Die Infektion ist keine einfache Erkältung, sondern kann für Säuglinge lebensbedrohlich sein. Mit der Einführung der RSV-Antikörper-Immunisierung hat sich das Blatt gewendet: Die erste Erkältungssaison mit Impfung zeigt auch bei PREVIMED einen klaren Trend – weniger schwere Verläufe, weniger Krankenhausaufenthalte, deutlich mehr Sicherheit für Eltern und Kind. Wir laden Sie herzlich ein, sich bei uns in der Praxis beraten zu lassen.

Wir nehmen uns Zeit für Ihre Fragen – und sorgen gemeinsam mit Ihnen für einen gesunden Start ins Leben.

FAQ

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Neugeborenen und Säuglingen in ihrer ersten RSV-Saison eine einmalige RSV-Prophylaxe. Die RSV-Prophylaxe erfolgt mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab. Während die frühere Prophylaxe nur für Kinder mit einem erhöhten Risiko für schwere RSV-Erkrankungen (Frühgeborene, Kinder mit Herzfehler oder einer chronischen Lungenerkrankung etc.) empfohlen wurde und jeden Monat über den ganzen Winter verabreicht werden musste, genügt bei dieser Prophylaxe die einmalige Gabe eines langlebigen, monoklonalen Antikörpers.

Nicht im klassischen Sinn. Es handelt sich um eine passive Immunisierung, bei der der Schutz vor schweren RSV-Erkrankungen direkt nach der Gabe besteht. Die Schutzdauer ist allerdings kürzer als bei Impfungen, da bei der passiven Immunisierung mit einem Antikörper kein „immunologisches Gedächtnis“ aufgebaut wird.

Die RSV-Prophylaxe mit Nirsevimab ist für alle Säuglinge zugelassen und wird von der Krankenkasse übernommen.

Bereits ab der Geburt – idealerweise vor dem ersten Kontakt mit dem RSV-Virus. Je früher, desto besser.

Sie möchten nur das Beste für Ihr Kind?

Dann kommen Sie vorbei! In unserem PREVIMED – Gesundheitsforum für Kinder- & Jugendliche liegen uns Prävention und eine gute Entwicklung besonders am Herzen. Wir wollen, dass Kinder gesund groß und stark werden!

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Quelle: Youtube, Shorts Doc Praun